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In der Schweiz gibt es keine öffentlich zugänglichen Informationen darüber, dass Banken oder Steuerämter systematisch das Benfordsche Gesetz zur Aufdeckung von Geldwäscherei oder Steuerbetrug einsetzen. Allerdings gilt das Benfordsche Gesetz in der Praxis der Datenanalyse allgemein als wertvolles Werkzeug zur Identifikation von Unregelmässigkeiten in Zahlenreihen – z.B. in Buchhaltungsdaten – und kann helfen, solche Auffälligkeiten, die auf mögliche Manipulationen hinweisen, zu erkennen.
Das Benfords Gesetz besagt, dass in vielen Datensätzen (z. B. finanziellen Transaktionen oder in Steuerunterlagen) die erste Ziffer nicht gleichmässig verteilt ist, sondern kleinere Ziffern häufiger auftreten. Konkret: Die Ziffer «1» ist in etwa 30 % aller Fälle die führende Ziffer, «2» in etwa 18 %, und so weiter. Dies gilt insbesondere für Zahlen, die sich über mehrere Grössenordnungen erstrecken, wie Einnahmen, Ausgaben oder Kontobewegungen.
Ein Steueramt prüft Einnahmen und Ausgaben eines Unternehmens. Es erstellt eine Liste der Zahlen aus den Steuerunterlagen (z. B. Einnahmen aus Verkäufen, Kosten für Material, etc.) und analysiert die Häufigkeit der ersten Ziffer.
Wenn eine Analyse von Datensätzen eines Unternehmens ergibt, dass ungewöhnlich viele Beträge mit der Ziffer «9» beginnen, so könnte das darauf hindeuten, dass die Zahlen «auf- und abgerundet» oder künstlich angepasst wurden, z.B. um bestimmte Schwellenwerte oder Steuerpflichten zu umgehen.
Mit Hilfe des Benfordschen Gesetzes wurde das bemerkenswert «kreative» Rechnungswesen bei Enron und Worldcom aufgedeckt, durch welches das Management seinerzeit die Anleger um ihre Einlagen betrogen hatte.
Man kann nur hoffen, dass die analysierenden Daten-Spezialisten auch das Handwerk der Marketing-Spezialisten kennen, denn heutzutage ist ja eine psychologische Preisgestaltung stark verbreitet. So lauten doch mehrheitlich Verkaufspreise z.B. CHF 99.95 für eine Baumwolljacke oder z.B CHF 49'990.00 für einen VW Tiguan. Eine solche Marketingstrategie könnte die Anwendung des Benfords Gesetzes stark beeinflussen.
Benfords Gesetz ist bei seriösen Analytikern nur ein Indikator. Ungewöhnliche Muster werden normalerweise mit zusätzlichen Analysemethoden kombiniert (z. B. Plausibilitätsprüfungen, Abgleiche mit Branchenbenchmarks), bevor ein Verdacht auf Betrug angenommen wird.
Das Benfords Gesetz mag als Screening-Tool dienen, um ungewöhnliche Zahlen-Muster zu erkennen. Es liefert jedoch keinen direkten Beweis für Betrug, sondern nur einen Hinweis darauf, wo eventuell genauer hingeschaut werden sollte.
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